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Musik, Demokratie, tiergestützte Pädagogik

Versuch einer Standortbestimmung

Beginn 28.10.2021, überarbeitet 10.-13.8. 2024


Inhalt:


1. Zufallsassoziationen dreier Leidenschaften


2. Grundlagen


3. Zwei von drei: Tiergestützte Musikpädagogik


4. Zwei von drei: Musikpädagogik und Demokratieförderung


5. Zwei von drei: (Tier)pädagogik und Demokratie


6. Drei von drei: Sammelsurium von Idealen oder Grundlagensuche


7. Weiterführende Links



1. Zufallsassoziationen dreier Leidenschaften (Musik, Demokratie, Arbeit mit Tieren):

Mit Pferden und Hunden hatte ich immer wieder zu tun, Cellospielen wurde zur Lebensaufgabe, Demokratie zum Querschnittsthema. Überschneidungen dieser Bereiche kamen mir zunächst absurd, dann zunehmend naheliegend vor - vielleicht ist es einen Versuch wert, drei so unterschiedliche Leidenschaften gemeinsam zu denken. Also braingestormter Beginn:


Von Kindesbeinen an beeindrucken mich Gemeinsamkeit Reiten-Cellospielen.

Musiker*innen profitieren durch Schriften zum mentalen Training von Sportpsycholog*innen.

Langjährige Arbeit in politischen Gremien ergab die Sehnsucht nach Beschäftigung mit früheren, tieferen Ansätzen für demokratische Teilhabe, auch im beruflichen Bildungs-Kontext.

Die musikpädagogische Suche zur Schlagwortkombination "Musik" und "Demokratie" mündete im Wunsch, über den üblichen vordergründigen Ansatz "Textanalyse im Protestsong" oder Praxisprojekte vom Typ eierlegende Wollmilchsau (wir lernen anhand eines antirassistischen Mülltrennungslieds die Viertelpause) hinauszukommen.

Dazu kam, auf nur scheinbar schlichterer Ebene, das Spannungsfeld Tiererziehung zwischen Gehorsam und Selbständigkeit. Und die Frage nach (historischer) Entwicklung pädagogischer Gewohnheiten bzgl. Menschen (Kindern) und Tieren. Und deren Auswirkungen (bei den Menschen jedenfalls) auf den Umgang mit sich selbst beim Erlernen komplexer Künste.


Dazu kam der Aspekt Teamarbeit und damit "Kommunikation": Mit "lebendem Material" (Cello), mit Tieren (Pferden und Hunden), mit Mitmusizierenden (Kammermusik), mit Schüler*innen. Mit höchst unterschiedlichen Individuen: Seit Jahrzehnten steht die Suche nach guter Interaktion mit möglichst wenig Missverständnissen im Vordergrund, und damit nun ein bisschen auch die Suche nach so etwas wie Systematisierung.

Weit hergeholt in diesem Zusammenhang? Also: Eine Ebene tiefer, zu gemeinsamen Grundlagen. Oder noch eine Ebene tiefer. Oder noch eine...

 

2. Grundlagen suchen zu Musik, Politik, tiergestützter Arbeit.


Sinnvolles Musizieren kann ebenso wenig erzwungen werden wie demokratisches Mitmachen oder die Kooperation des Hundes: Für alles braucht es eine sorgsam aufgebaute "schöne" Atmosphäre, und man braucht das Zauberwort: Freiwilligkeit. Denn nur was freiwillig ist, ist "schön".


"Schön" ist das rechte Maß auf einer Skala zwischen verschiedenen Extremen:

Zum Beispiel...

1. machen - geschehen lassen: Das gilt für jede gemeinsame Arbeit: Dem anderen Impuls geben, aber auch genügend Raum. Das Gefühl dafür zu trainieren, wann Handeln gefragt ist, und wann man sich zurücknehmen muss.

2. innerlich - äußerlich: Die vollkommene Balance der regulierten Aufmerksamkeit zwischen innen und außen, Eigen- und Fremdwahrnehmung, mitteilen-zuhören usw.

3. Aktivität - Ruhe bzw extrem negativ überspitzt: Stress - Langeweile. Dazwischen gibt es das berühmte mittlere Spannungsniveau.

Und so weiter...


Also: Es soll hier nicht in erster Linie um den Hund gehen, nicht um Instrumentaltechnik, nicht um konkrete Politik, sondern um uns selbst. Wir nutzen zur Erkenntnis über unsere eigenen Lernprozesse den seit Jahrtausenden bewährten Partner Hund. Wir arbeiten an einem hochspezialisierten Kulturgut. Wir trainieren Grundlagen des Zusammenlebens.

Vielleicht geht es - qualitativ und quantitativ - genau so:

WEIL unser Kulturgut so "hoch" (spezialisiert und anspruchsvoll) ist, brauchen wir so "tiefgehende" (grundsätzliche) Kommunikations- und Lerneinsichten.

WEIL Demokratie so "wackelig" (unsicher und immer neu zu erkämpfen) ist, brauchen wir so "stabile" (gut trainierte) Fertigkeiten in Kommunikation, aber auch in Einsicht, Überzeugungen, Haltung.

WEIL Hunde so unmittelbar kommunizieren, helfen sie uns vielleicht in einer hochkomplexen und schräg anmutenden Welt mit anspruchsvollen Aufgaben.


Somit soll das, was wir lernen, nicht nur "schön" sein, sondern auch "gut": Grundlagen der Kalokagathia? Hohe Ideale auf jeden Fall...


3. Zwei von drei: Tiergestützte Musikpädagogik mit Hund

Das üben wir:

Schnittstellen der Interessen kennenlernen: das Rudel zusammen halten/Harmonie/Gute Laune verbreiten/andere Rudelmitglieder beobachten, ihre Interessen kennen lernen/was Neues lernen/zusammen ein Abenteuer erleben/beachtet werden/sich zusammen für etwas begeistern)


Harmonie/Ruhe/Selbstbeherrschung/Ordnung/gemeinsame Arbeit/Verlässlichkeit:

Z.B. Einstiegsrituale (Dienstkleidung für den Hund, Wasser holen, Decke, Regeln)

Abschiedsrituale (Belohnung, Reflexion, Hund packt seine Sachen ein: Aufräumen! Hund verbeugt sich oder winkt, Kinder auch, Entspannungsrunde, Arbeitskleidung ablegen, enspannter Spaziergang, Hund bleibt liegen, Kinder gehen leise raus)



Spannung und Entspannung:

Hier geht es dauernd um das gute "schöne" Maß. Sich selbst "rauf und runter" zu regulieren, will geübt sein, einfacher ist es sozusagen outgesourcet: Wir sehen unsere Affekte in den unmittelbar und unmissverständlich erkennbaren Äußerungen des Hundes, der auf seine Art unsere Befindlichkeiten sichtbar macht und auf unsere Anspannungen und Entspannungen sofort reagiert.


Nerven behalten, Selbstvertrauen ohne Vergleiche

Das schadet: Urteil, Kommentare, Bewertungen

Das hilft: Akzeptanz (Man singt sozusagen gleich im Kürbereich, Pflicht überspringen wir.

Dem Hund vorlesen, dem Hund vorsingen: Die Folgen des wertfreien Interesses und der kaum zu zerstörenden guten Laune und Ermutigung durch den Hund sind vielfach erprobt.)


Gehör

Der Hund hört zu, hat aber bekanntlich ein empfindlicheres Gehör als wir. Für Musik im engeren Sinne interessiert er sich nicht so sehr. (Oder? Dazu kommen wir vielleicht noch irgendwann...), dafür aber für die Befindlichkeiten seiner Menschen.

Das bedeutet dankbares und wertfreies Publikum, genauso Rücksichtnahme auf die feinen Ohren.

 

Vorstellungskraft, Spieltrieb, Mitteilungsbedürfnis, z.B. musikalische Parameter erforschen: Stimme, Gehör, Puls, Metrum (Viertakt, Gangarten), Bühnenprogramme, Zirkusnummern, Filme mit Hund, Spiele und Übungen ohne Hund: Sachkunde (Körpersprache!), Wie fühle ich mich in der Rolle des Hundes: Geclickert werden, Raum öffnen/wegnehmen, in den Weg stellen, Blick: fixieren/abwenden, sich ansehen vs. gemeinsam in eine Richtung schauen, sich in verschiedenen Winkeln nähern, sich groß/klein machen, was sind Beschwichtigungsignale (bei Menschen), Lernen durch Konditionierung.


Präsentation mit garantierter Innerlichkeit:

Schlechtes Beispiel Stimmungskanonengesang: flacher, quäkender Klang nach vorne raus, keine Eigenwahrnehmung, das Ohr abgeschaltet, keinen Sinn für die Mitmusizierenden.

Schlechtes Beispiel Eremit: Völlig für sich, introvertiert, verloren, mit eigenen Problemen der Tätigkeit beschäftigt. Das Publikum fühlt sich abgehängt/nicht angesprochen.

Die richtige Mischung aus beidem macht den schönen Auftritt...


Der Moment, in dem ein Dritter deiner Arbeit zuschaut, ändert alles (Jemand kommt zufällig dazu und fängt an, dich zu beobachten). Das ist der Moment, in dem du dich auf der Skala zwischen den beiden schlechten Beispielen (Stimmungskanone/Eremit) aktiv definieren musst. Auch das muss man trainieren!


Wen nehmen wir wahr, und zu welchen Anteilen unserer Aufmerksamkeit, sobald Dritte (Publikum) ins Spiel kommen? Mit dem Tier muss vermutlich deutlich über 50% beim Partner Tier bleiben.


Exkurs: So üben wir Musik– Beispiel Gesangsklasse


Relativ: Beziehungen


Wir üben beim Singen z B relative Solmisation, das heißt, Intervalle bezogen auf einen Grundton. Idealerweise finden wir ihn selbst, er ist bei allen etwas unterschiedlich: Ein eher tiefer, aber bequemer und gut klingender Ton, auf den wir noch mindestens eine Oktave bequem draufsingen können. Diese Übung erfordert schon eine gute Eigenwahrnehmung und eine gewisse Freude am Ausprobieren. Dann erst üben wir, verschiedene Parameter (wie Klangfarbe (Vokal), Lautstärke, Artikulation etc., nicht unbedingt gleich die Tonhöhe) durch Aufeinander-Hören aneinander anzugleichen. Das ist eine Grundlagenübung für alle Formen des gemeinsamen Musizierens. Relativhören muss geübt werden, genauso wie sich aufeinander einstellen, aufeinander achten


Individuell:

Wir sind alle unterschiedlich, und wir lernen am besten zusammen, aber individuell. Das heißt, wir suchen die ganze Zeit nach einem Szenario, in dem wir zusammenarbeiten, dabei aber unterschiedliche Aufgaben übernehmen: Je nachdem, wozu wir gerade bereit sind, wozu die Zeit in unserem persönlichen inneren Plan eben gekommen ist, und was für die Gemeinschaft gut ist.


Diese Situation ist für den Hütehund normal. Seine Professionalität in diesem Bereich kann uns helfen, uns in diesem Szenario zurecht zu finden, herauszufinden, was wir grade dabei am besten können, und unseren Beitrag einzubringen.


Visualisiert:

Handzeichen Hund/Handzeichen Solmisation: Wir kommunizieren nonverbal. Nicht nur, aber auch. Die Gründe sind durchaus vergleichbar: Wir arbeiten mit allen Sinnen, wir festigen das Gelernte mit allen Mitteln und wiederholen das Schöne und Richtige. Handzeichen helfen uns außerdem, die richtige Körperspannung zu finden, was sich wiederum auf die Qualität des Singens UND der Bewegung auswirkt – genauso auf unsere Mitmusizierenden, unser Publikum, unsere Umgebung, unsere Kommunikationspartner, sei es Hund oder Mensch. Visualisierungen allgemein und Handzeichen im Besonderen lassen uns klarer, ruhiger und wesentlicher kommunizieren.


4. Zwei von drei: Musikpädagogik und Demokratieförderung


Allein, dass es Musikpädagogik überhaupt gibt, ist ein Indiz für Demokratisierung. Die Idee, dass Musik soziale Komponenten hat, ist aber natürlich nicht neu und bedeutet keinesfalls Instrumentalisierung der Musik für andere Zwecke, denn jeden Inhalt (auch einen musikalischen) kann man mehr oder weniger oder gar nicht demokratisiert üben. Die Zwischenräume zwischen einem Lully, der sich bekanntlich durch heftiges Taktschlagen umbrachte und freirhythmischen Gruppenimprovisationen, zwischen charismatischen Dirigenten und spontanen flashmobs, zwischen gestrengen Musiklehrern mit Strafen für falsche Töne und intuitivem Tanzen: Das kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen. Es ist aber komplexer, wie immer, denn musikalische Freiheiten finden auf so unterschiedlichem Niveau und immer bezogen auf ihren stilistischen Kontext statt, dass man sie nicht immer auf den ersten Blick erkennt. In einer winzigen Dehnung des Augenblicks können sie stecken, in einem unmerklichen Reagieren auf die Bewegung eines anderen, aus dem blitzschnellen Schöpfen aus einem verborgenen Tonvorrat. Diese Freiheiten bezogen auf das momentane Niveau der Beteiligten anzupassen, erkennbar und damit für alle Menschen zugänglich zu machen, ist Herausforderung für die Musikpädagogik – und durchaus auch für die Ansprüche einer demokratischen Teilhabe, zunächst bezogen auf einen speziellen Fall, pars pro toto.


Einfacher und in der Praxis gehören dazu Übungen wie diese:


- eigenen Ton halten, Cluster wiederholen/musikalische Parameter bewusst unterschiedlich/gleich machen (zB gemeinsame Lautstärke aber unterschiedliche Tonhöhe)/gemeinsame Gruppenton finden, weitergeben (Klarheit in der systemischen Selbsterkenntnis)


- metrische Übungen mit Grundschlag, den jeder einmal gibt, und nach dem sich alle richten ("Macht auf Zeit")


- aus gegebenem Akkord Lieblingstöne auswählen und im Zusammenklang "vertreten" (Varianten des möglichen finden aus begrenztem Material)


- in gegebener Form Solo-Chorus in der Gruppe improvisieren (Regeln beachten, die das Recht des anderen schützen)


- Bewegungen einer anderen Person musikalisch begleiten und immer klar definieren, was sich nach was richtet (informellen Hierarchien kritisch begegnen)


- Kunstformen übersetzen (nicht wertende Kommunikation üben)


...und Meta-Tugenden bei all diesen und anderen Übungen, z.B. konsequentes Priorisieren wie zB Vereinbarungen wie "die Musik muss weiterlaufen, mindestens in den Köpfen, Fehler werden nicht benannt, Unterbrechungen gib es nicht, wir machen so lange weiter, bis wir damit geschmeidig werden, keine Diskussion, unsere Sprache ist rein musikalisch" usw. oder "es gibt auf jeden Fall x Durchgänge" oder "bis alle dran waren" oder "der Ton muss irgendwie erstmal ankommen, in welchem Zustand auch immer" oder "wir reflektieren um x Uhr x" oder...



5. Zwei von drei: Tierpädagogik und Demokratie


Der Umgang mit Tieren und der Umgang mit Menschen kann sicher nicht aus gleichem Blickwinkel betrachtet werden, und Analogien sind unzulässig. Dagegen sind alle pädagogischen Versuche auch deshalb spannend, weil der Mensch über das vermeintliche Objekt (Mensch oder Tier) seiner Bemühungen redet und eigentlich sich selbst beschreibt, bzw. die vielen unausgesprochenen, da für selbstverständlich gehaltenen Rahmenbedingungen in seinem Kopf.

Dazu einige besonders plakative Beispiele:


Kind, Hund, Pferd und andere: Alle standen zeitweise im Verdacht, eigentlich die Weltherrschaft an sich reißen zu wollen und 24/7 mit teilweise brachialen Mitteln daran gehindert werden zu müssen.

Black Beauty aus dem späten 19.Jh. kennen viele. Auch am Beispiel Hund ist zu sehen, wie der Aspekt Augenhöhe mit der politischen Demokratisierung Einzug in die (Tier-)Erziehung hielt. Es ist vielleicht kein Zufall, dass in den 1970er Jahren der Collie beliebter wurde: Ein sensibles und selbständig denkendes und handelndes Tier, das auf geflüsterte Anregungen und gute Laune mit begeisterter Mitarbeit reagiert, bei gebrüllten Befehlen aber schnell eine Totalblockade bekommt. In jeder Hinsicht wuchs jedenfalls das Interesse des Menschen an gewaltfreier Erziehung, an komplexen Kommunikationsabläufen mit Mensch und Tier, an Beobachtung der Tiere untereinander. Und an Domestikationsgeschichte: Der Wolf hat (auch) den Menschen domestiziert, nicht (nur) umgekehrt, und vieles weist darauf hin, dass es eine recht gleichberechtigte Zweckgemeinschaft ("Lagerwolf") gab, an der die Wölfe vielleicht sogar das größere Interesse hatten.


Die Idee der Hackordnung, bei der man unbedingt dauernd (teilweise agressiv) darum kämpfen muss, ganz oben zu sein, stammt aus vordemokratisch geprägten Annahmen, zum Beispiel, bestimmte Individuen "hätten" bestimmte Eigenschaften ("Alphatier"). Dominanz ist aber kontextabhängig und ändert sich dauernd. Man kann sich so und so (z.B. dominant) verhalten, aber nicht dominant "sein". Das heißt, dominantes Verhalten wird grundsätzlich in Frage gestellt und muss verantwortet werden.


Sie stammt (zweite vordemokratisch geprägte Annahme) außerdem aus Beobachtungen in Szenarien angeblich oder künstlich verknappter Ressourcen (Wölfe im Zoo). Die Idee der Beherrschung der Tiere (überhaupt des "Haustiers") war erst seit der Sesshaftwerdung der Menschen, also seit dem Besitz von Land mit definierten Grenzen denkbar.


Autoritätsansprüche sind in einer Welt der unbegrenzten Ressourcen schlecht durchsetzbar. Oder andersherum: Will man sich dauerhaft "Dominanz" über andere sichern, kann man schnell mal auf die Idee kommen, eine angebliche oder künstliche Ressourcenverknappung herbeizuführen oder zu -reden. (Auch geopolitisch kein Geheimnis: Endliche Rohstoffe erzeugen ungünstige Machtverhältnisse. Oder ganz fürchterlich: Im Setting "Volk ohne Raum" erschienen auch die offenbar von Angst vor dem Monster Kind geprägten Erziehungsratschläge für die "Deutsche Mutter und ihr erstes Kind" plausibel usw.) Nochmal andersherum: Mehr Zeit, mehr Platz macht entspannte, "großzügigere" Pädagogik leichter (Seitenhieb: Mehr Platz, mehr Zeit für Kinder!!).


Allen sind die eigenen Überzeugungen immer schlauer vorgekommen als die der Ahnen.

Unsere eigene pädagogische Welt ist sicher besonders geprägt von Pluralismus, oder weniger nett: unlogischen Extremen und erschreckender Abweichung der Praxis von theoretischen Einsichten. Das betrifft Menschen wie Tiere, und muss an anderer Stelle weiterdiskutiert werden. Sicher ist, dass auch wir, unser Umgang mit Tieren, unsere (tier-)pädagogischen Bemühungen und dieser Text von Vorannahmen im Hinterkopf geprägt sind, die wiederum mit gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Gewohnheiten zu tun haben. Diese genauer zu beschreiben, bleibt vermutlich nachkommenden Generationen vorbehalten, wenn es sie denn interessiert.


6. Drei von drei: Sammelsurium von Idealen oder Grundlagensuche


Hundegestützte Musikpädagogik als demokratischer Prozess? Hm....

Das lernen wir (hoffentlich):


Kommunikation auf "tieferer Ebene":

Exkurs zu einigen Watzlawick-Axiomen (Man kann nicht nicht kommunizieren/ Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt/ Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung/ Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten/ Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär):


Unterschwellige Kommunikationsmuster entdecken/ (Nonverbale) Kommunikation, Bewegungsbegleitung (Wer reagiert auf wen?): Übungen/ Komplexere, nicht abfragbare Kommunikation fördern (Musik und Hund)/ „Bedeutung“ von Musik (Hund Jara und das Cello: Celloklang bedeutet Freunde (Celloschüler*innen, die sie gerne mag), Entspannung ODER Arbeit, neue Tricks, Leckerli) erforschen: „Semantische Befüllung“: operante Konditionierung oder Extinktion bzgl. eines Reizes (zB Tonfolge auf dem Cello)/ Den Hund lesen lernen (wie geht es dem Hund, wohin geht der Hund im Sitzkreis, wenn man nichts macht/ihn anschaut/…)/ Klarheit lernen (Sprache+Körpersprache), z.B. Ermutigung, Anfeuern/Intervenieren: Wegdrehen

(Hier wäre eigentlich ein Exkurs zum Thema Intervention nötig. Mit Interventionen ("Strafe") kann man nichts beibringen, höchstens was unterbinden. Auch hier ist Abbruch ("das Unerwartete tun") die vertretbare Option. Das widerspricht grundsätzlich einer Eskalation. Konsequenz nützt nur bei Abbruch, bei Eskalationen undenkbar! Mitarbeit gewinnen widerspricht Willen brechen (beides geht nicht, und letzteres hat man in der Hunde- und Pferdeerziehung inzwischen abgeschafft).


Gemeinschaft, Augenhöhe

Das hilft: Aufrichtiges Interesse füreinander, aktives, wertfreies Zuhören


Eigenwahrnehmung/Fremdwahrnehmung unterscheiden lernen

Eigenwirksamkeit spüren (ein noch so kleines Stück davon kann alles verändern...)

Aufmerksamkeitsregulierung (internal/external/eng/weit usw)


Seine Grenzen zu erkennen, lernt man in jedem Fall:

- beim Üben von Musik, zum Beispiel weil man merkt, wie komplex was ist, was einfach aussieht. - noch mehr sieht man sie beim Umgang mit dem Tier, weil man oft genau in dem Moment, wo man meint, es gut zu kennen, merkt, dass es ganz anders tickt, als man dachte und als es in allen Büchern steht.

- und am allermeisten in der Politik, wo man dauernd merkt, wie viel mehr Verantwortung man übernehmen muss, als man Folgen seines Handelns durchschaut.


...und natürlich wieder die berühmte Freiwilligkeit:

Natürlich kann man andere notfalls eine Weile zu ihrem Glück anregen, überreden, bestechen, zwingen. Das muss man aber vertreten können, und alle wissen, es ist bestenfalls der temporäre Überbrückungsplan Plan B, und man muss dann schon so weit über den Dingen stehen, dass man ganz sicher ist, dass in absehbarer Zeit der große Moment der Freiwilligkeit kommt, der Musenkuss, die Begeisterung.

Eleganter wäre eine Art pädagogisch-demokratisches Shaping (man unterstützt zufällige winzige Schritte in die richtige Richtung).


Die kleinen Himmel auf Erden, die perfekten Momente im Kontakt mit dem Tier, mit der Kunst, mit den großen Menschheitsideen oder womit auch immer aber entspringen scheinbar aus dem Nichts, dann, wenn man sie nicht erwartet, aber sie sind heilig und man könnte ihnen zeitlebens ja schon mal die Bedingungen optimieren, die richtige Umgebung bauen, wie scheuen Tieren, damit sie – vielleicht - kommen. Und man könnte versuchen, sich selbst offen zu halten, damit man sie bemerkt, auch dann, wenn sie ganz anders aussehen, als man dachte.

Mehr kann man nicht tun, aber wahrscheinlich gilt es vor allem, sich und anderen nichts zu vertun und all die angesprochenen Tugenden zu üben.


7. Anregungen, Kurzdefinitionen, Quellen und weiterführende Links

Kein Anspruch auf Vollständigkeit, eher zur Inspiration (oder Abschreckung)...


HomoCanis – Ausbildungszentrum für tiergestützte Arbeit

Dominanzbeziehung zwischen Mensch und Hund - Irrtum oder Tatsache? - cumcane familiari - DIE Ausbildung für Hundetrainer/innen! (cumcane-familiari.ch)

Geschichte der Tiere: Der Hund – ZDFmediathek

David Mech: Dave Mech – scientist and wolf researcher

Schülerheft Gesangsklasse | HELBLING Publishing

Rats- und Bürgerinfosystem (gremien.info)

Hans Eberspächer: Mentales Training. Das Handbuch für Trainer und Sportler

W. Timothy Gallwey: The inner game of Tennis

Die 5 Axiome der Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick

Demokratiebildung an Schulen - DeGeDe

DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (zu Johanna Haarer: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind)

https://www.talktics.de/2019/09/07/training-der-aufmerksamkeitsregulation-die-aufmerksamkeit-spielerisch-steigern/

Operante Konditionierung • Skinner und Definition | Studylfix · [mit Video] (studyflix.de)

Geschichte der Tiere: Der Hund – ZDFmediathek

Kalokagathia - Metzler Lexikon Philosophie (spektrum.de)












 

 

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